Die Römer

Die Geschichte Jagsthausens geht nachweislich bis auf das zweite Jahrhundert unserer Zeitrechung zurück. Die Römer bauten hier unter Kaiser Domitian den Limes, einen Befestigungswall, der sie gegen äußere Einflüsse schützen sollte. Dieser Wall kreuzte das Jagsttal zwischen dem heutigen Berlichingen und Jagsthausen. Entlang des Limes stationierten die Römer an verschiedenen Stützpunkten ihre Truppen. Hier, unmittelbar an der östlichen Grenze des römischen Reiches, lag eines der sogenannten Kastelle. Dort, wo sich heute der Innenhof des Roten Schlosses befindet und Sie in den Sommermonaten laue Abende genießen können, stand einst die Kommandozentrale (Principia) des Castrum Romanum.

 

Römer

Mit dem Zusammenbruch des römischen Reiches wurden auch die Truppen aus dem Jagsttal abgezogen und die zurückgelassene Siedlung von den nachfolgenden Alemannen durch Feuer zerstört. Funde aus dieser Zeit werden im alten Rathaus ausgestellt ( Termin nach Vereinbarung, Tel: 07943/2999 ) oder im Berlichingen´schen Familienmuseum in der Götzenburg ( Öffnungszeiten Mai-Okt. 14:00-17:00 ).

Nach dem Abzug der römischen Truppen erscheint Jagsthausen erst wieder 771 unter dem Namen „Jagese“, einer fränkischen Siedlung und dann 1090 unter dem Namen Hausen nach dem gleichnamigen Lehnsherrn von Hausen. Seit dem 14. Jh. fasste die Familie von Berlichingen zunehmend Fuß in Jagsthausen.

Die Freiherren von Berlichingen

Die Familie der Freiherren von Berlichingen ist zum ersten Mal 1212 sicher nachweisbar. In einer Urkunde der Herren v. Weinsberg für das Kloster Schöntal tritt Engelhard von Berlichingen als Zeuge auf. Das Geschlecht ist nach dem schon um 800 erwähnten Ort Berlichingen im Jagsttal benannt, der auch der ursprüngliche Stammsitz der Familie war. Vermutlich durch Einheirat erlangte die Familie im 14. Jh. Jagsthausen und verlegte auch Ihren Hauptsitz hierher. Die Stiftung einer Frühmesse in der Kirche zu Jagsthausen Ende des 14. Jh. lässt den Ausbau des Ortes zum Stammsitz der Jagsthausener Linie deutlich werden. Im 16. Jh. wurde auch die Grablege von Familienmitgliedern von Kloster Schöntal nach Jagsthausen verlegt.

Tradition Stammbaum

Das uralte Adelsgeschlecht der von Berlichingens war eine der einflussreichsten und begütertsten Familien in Franken. Ihre Besitztümer reichten im Norden bis zum Main im Süden an den Schwäbisch-Fränkischen Wald, im Westen bis an den Neckar und im Osten bis an die Aisch.

Götz von Berlichingen

Götz von Berlichingen, der durch Goethe berühmt gewordenen Ritter mit der eisernen Hand, wurde als jüngstes von 10 Kindern 1480 in Jagsthausen geboren. Nach einer kurzen Schulausbildung bemerkte Götz, dass die Wissenschaft weniger seiner Neigung entsprach und trat schon bald als Knappe in den Dienst seines Vetters Conrad v. Berlichingen. Mit 16 Jahren begann für ihn die Zeit der Fehden und Kriege. So gab es den Krieg mit Frankreich, mit den Graubündnern und mit den Schweizern, bei denen Götz seinen Mut und sein Können unter Beweis stellte.

Mit 24 Jahren trat er in den Bayrischen Erbfolgekrieg ein. Während der Belagerung von Landshut passierte dann das, was das Leben des jungen Ritters nachhaltig beeinflusste. Ein Schuss aus den eigenen Reihen traf versehentlich Götzens Schwert. Das Schwert wurde zerschmettert, der Schwertknopf trat in die Armschiene seiner Rüstung und zerfetzte seine rechte Hand.

Die eiserne Hand

Bei einem Jugendfreund der Gegenpartei wurde der schwerverletzte Götz zur Genesung untergebracht. Schon im Krankenlager ersann sich der Ritter eine „Hand von Eisen“, die er sich von einem geschickten Schmied bauen ließ. Die erste Hand war in Ihrer Funktion noch sehr einfach. Die zweite hingegen war ein Meisterwerk der damaligen Waffenschmiedekunst. Durch ein mechanisches Zusammenspiel von Federn und Einrastmechanismen konnten alle Glieder, nach dem Abbild einer echten Hand, in jede beliebige Position gebracht und justiert werden. Sein Schwert schwingen konnte Götz mit dieser Hand nie, er nutzte sie vielmehr zum Halten der Zügel und vermutlich auch als Markenzeichen. Die eiserne Faust kann heute noch im Museum in der Götzenburg besichtigt werden.

Tradition Götz von Berlichingen Jagsthausen

Mit etwas über dreißig Jahren kaufte Götz von Berlichingen die Burg Hornberg, die er zu seinem Stammsitz machte. 1524 brach der Bauernkrieg aus. Die Bauern belagerten Götz auf seiner Burg und zwangen ihn, zum Oberhauptmann und Anführer des Bauernhaufens zu werden. Nach wenigen Wochen und dem Versuch, die Wut der Bauern zu zähmen, wurde er als Anführer wieder entlassen. Der Bauernkrieg wurde in einer Schlacht bei Lauda-Königshofen zerschlagen. Der Schwäbische Bund verhaftete Götz und kerkerte ihn für zwei Jahre in Augsburg ein.

Die folgenden elf Jahre verbrachte er in Ruhe auf seiner Burg und vergnügte sich mit der Jagd.

1541 und 1544 trat er noch zweimal in den Dienst des Kaisers und half, den türkischen Sultan Solimann in Ungarn und den König Franz I von Frankreich zu besiegen. Mit 82 Jahren verstarb Götz nach einem bewegten Leben. Er wurde im Kreuzgang in Kloster Schöntal beigesetzt. Die Grabstätte kann auch heute noch besichtigt werden.

Angekommen in der Moderne

Das Rote Schloss wurde 1590 von Hans-Reinhard v. Berlichingen, dem Enkel des berühmten Ritters Götz v. Berlichingen mit der eisernen Hand erbaut. Hans-Reinhard war seinerzeit Oberamtmann in Möckmühl. Die ursprüngliche Verwendung als Amts- und Familiensitz besteht noch heute. Erst im vergangenen Jahrhundert wurde auch das Familienarchiv aus der Götzenburg in das Rote Schloss verlagert.

2007 fand der Archivar Dr. Oliver Fieg eine Baubeschreibung, die berichtet, dass das Haus im achtzehnten Jahrhundert insgesamt zweimal bis auf die Grundmauern abgetragen werden musste, da die dreigeschossige Dachkonstruktion so sehr auf die Außenmauern drückte, dass die Stabilität des Gebäudes darunter litt. Im Zuge dieser Umbauten wurde auch die breite Front mit dem Eingangsportal und den Dachgauben wie wir sie heute sehen errichtet. Zuvor konnte man nur über den Treppenturm auf der Westseite in das Rote Schloss gelangen.

Jagsthausen

Nach dem zweiten Weltkrieg lebten in den knapp dreißig Zimmern neben der Familie mehrere Flüchtlingsfamilien aus Schlesien und Pommern.

Heute bewohnen Gottfried Freiherr von Berlichingen und Dr. Julia Freifrau von Berlichingen, die auch die Gastronomie betreiben, das Rote Schloss.